Coaching und künstliche Intelligenz - das Beste aus zwei Welten

Am Thema künstliche Intelligenz (KI) kommt kaum ein Lebens- oder Arbeitsbereich vorbei. Die Meinungen sind geteilt. Die einen schüren Ängste über Stellenverluste, andere sehen in künstlicher Intelligenz eine glänzende Zukunft für die Menschheit. Welche Vorteile bietet KI in Bezug auf Coaching und wo gilt es, kritisch hinzuschauen?

Künstliche Intelligenz ist kein neues Phänomen. Seit Jahren ist sie in unserem Alltag integriert, analysiert unser Verhalten und vereinfacht Prozesse. Mit der Entwicklung der sogenannten generativen KI, die selbst neue Inhalte erstellen kann, wie zum Beispiel ChatGPT, ist sie nun sichtbarer und greifbarer geworden.

Coachingprogramme mit Einsatz von KI werden schon seit geraumer Zeit angeboten. Es gibt eine Vielzahl an Apps und Webseiten, die Menschen in verschiedenen Belangen durch den Einsatz von KI unterstützen, sei es im Bereich Sport, Ernährung, Stress oder Karriereplanung und Psychologie.
KI basierte Online Coachingprogramme sind ebenfalls schon länger auf dem Markt und haben sich nicht nur durch kürzlich durchgeführten Studien als wirksam erwiesen. Zum Beispiel für Menschen in ländlichen Gebieten in Ländern, in denen die persönliche Beratung schwierig umzusetzen ist und grosse Distanzen zur nächsten Stadt zurückgelegt werden müssen. Der Zugang zu solchen Coachingangeboten für alle Menschen ist so gesehen auch ein gesellschaftlicher und sozialer Fortschritt.

So kann ein Chatbot eine erste Anlaufstelle mit hilfreichen Tipps für den Alltag sein. Er ersetzt zwar nicht die menschliche Komponente, bieten aber Hand zu besserem Verständnis der eigenen Knackpunkte, liefert Ideen zur Reflexion, praktische Übungen und Motivation zur Veränderung. KI- Systeme können durch eine Interaktion lernen, personalisierte Ratschläge zu geben oder uns beispielsweise daran erinnern, eine Pause einzulegen, zu trainieren etc. Ein weiterer Vorteil ist die permanente Verfügbarkeit, vielleicht sogar in einer Krisensituation. Lesen Sie hier, wie ChatGPT-4 die positive Selbstwahrnehmung verstärken kann und mithilft, die Vergangenheit und Gegenwart wohlwollend zu interpretieren. KI-basiertes Coaching kann auch ein niederschwelliges Angebot darstellen für Menschen, die aus verschiedenen Gründen gehemmt sind, eine:n Therapeut:in aufzusuchen und ist in der Regel kostengünstig.

Doch braucht es dann einen Coach aus Fleisch und Blut überhaupt noch? Ja! Denn obwohl KI Daten analysieren und Verhaltensmuster erkennen kann, ist sie nicht fähig, mit Klient:innen eine emotionale Verbindung aufzubauen und dieselbe empathische Unterstützung anzubieten. Sie erkennt die nonverbalen Signale nicht und kann Gefühle nicht 1:1 spiegeln. Auch ethische Fragen kann KI nicht klären. Die Feineinstellung und das Entwickeln von individuell passenden Lösungswegen geschehen also weiterhin auf der persönlichen Ebene. Coaching ist ein kreativer Wachstumsprozess und die Reflexion mit einem Coach führt zu einem tieferen Verständnis der eigenen Verhaltensmuster. Wie ein Zwiebelschalenprinzip schafft der persönliche Austausch Aha-Momente mit wertvollen Einsichten. Durch den menschlichen Kontakt wird zudem Vertrauen aufgebaut und der Selbstwert gestärkt. Eine ungesunde Interaktion mit einer Maschine hingegen kann zu Isolation führen, wenn sie nicht zu einer praktischen Umsetzung im Alltag führt und nur virtuell stattfindet. Ebenso müssen wir uns gewahr sein, dass KI Coaching Systeme immer nur so gut sind, wie die Datensätze, mit denen sie gefüttert werden. Bekannt sind dabei bereits Themen wie Unvoreingenommenheit und ethische Aspekte. In Zukunft können sich KI und Coaching jedoch ergänzen und spezifischer eingesetzt werden.

Wie bei jeder neuen Errungenschaft gilt es, gewisse Dinge zu hinterfragen oder zu regulieren. Ernstzunehmende Themen sind dabei zum Beispiel die Datensicherheit (sensible Informationen über persönliche und private Details möchten wir nicht in den Händen von wenig wohlwollenden Personen oder Organisationen sehen). Ebenso ist die Nutzung von persönlichen Daten, die grossen Einblick in die Psyche und Belastbarkeit von Menschen geben, ein Thema. Wenn z.B. Stimmen ausgewertet werden, um auf das Befinden zu schliessen oder Kund:innnen zu einem Kaufabschluss gedrängt werden. Auch hier wird daran gearbeitet werden müssen, KI für den Schutz der Privatsphäre und Individualität eines Menschen in die Schranken zu weisen. In Unternehmen, Politik und Bildungsstätten sowie im Privaten darf und soll diskutiert werden, wie der Einsatz von KI diese Gratwanderung zwischen Gewinnoptimierung und Respekt vor der Privatsphäre gelingt.

Jeder Mensch ist einzigartig und die Qualität eines Coachings hängt massgeblich von der zwischenmenschlichen Beziehung zwischen Coach und Coaches ab. Auch hier muss ein Fit geprüftt werden. Klient:innen sollen sich mit Ihren Berater:innen, Therapeut:innen, Coaches oder Psycholog:innnen wohl fühlen. Es soll eine geschützte Atmosphäre von Empathie, Wertschätzung und wertfreier Gedankenäusserung herrschen. Bei einem Coaching auf Augenhöhe entsteht ein authentischer Dialog, welcher Wachstum, Reifung und Lösungswege bietet. Was immer diesbezüglich Ihre nächsten Schritte sind, wir wünschen Ihnen viele hilfreiche Erkenntnisse auf dieser Reise und unterstützen Sie bei Bedarf gerne.