Was hat Haarausfall mit chronischem Stress und psychologischem Kapital zu tun?

Forscher haben den Mechanismus, der für stressbedingten Haarausfall verantwortlich ist, identifiziert. Um andauernden Stress zu reduzieren, bieten sich unterschiedliche Konzepte an. Wieder vermehrt wird die Theorie des “psychologischen Kapitals” zur Stärkung der Widerstandskraft hinzugezogen. Hilft uns dieses auch in Zeiten einer Pandemie?

Unser Organismus kann mit kurzzeitigen Belastungen gut umgehen, darauf ist er ausgerichtet. Für regelmässigen Ausgleich sorgen wir beispielsweise durch Sport, Meditation, Musik und Tanz oder gute Gespräche.
Chronischer Stress kann zahlreiche Beschwerden hervorrufen, unter anderem hat er auch einen Einfluss auf das Haarwachstum. Das Stresshormon Kortisol lässt die Stammzellen unserer Haarfollikel in einer längeren Ruhephase verweilen und dadurch werden diese nicht genügend schnell erneuert. Die Folge ist ein Ausdünnen der Haarpracht.
Nun gibt es ermutigende Studien, beispielsweise von der Harvard University, welche einen Zusammenhang zwischen dem Protein “Gas6” (growth-arrest-specific-gene6), welches Stammzellen aktiviert, und dem Haarwachstum aufzeigen. Unter Zugabe von Gas6 konnten sich die Stammzellen der Haarfollikel bei Mäusen auch unter Stress wieder genügend regenerieren. Mehr über diese komplexen Zusammenhänge und zukünftige Anwendungsmöglichkeiten erfahren Sie hier.

Einigen von uns kann chronischer Stress wenig anhaben, andere sind dafür besonders empfänglich. Die Forscher der Universität Zürich konnten nun die “Stress-Resilienz” eines Menschen, also die Widerstandsfähigkeit gegen Belastungen, im April dieses Jahres einer spezifischen Hirnregion zuordnen. Die Aktivierung dieses Gehirnareal weist auf eine erhöhte Sensibilität für Stressfolgeerkrankungen hin. Gerade bei chronischen Belastungsphasen wie zum Beispiel in einer anhaltenden Pandemie ist dies relevant. Die Aktivierung des LC-NE Systems (Locus ceruleus-norepinephrine) ist offenbar ein möglicher Parameter zur Vorhersage unserer Stress-Resilienz.

Wenn wir im Hier und Jetzt etwas für unser Wohlbefinden tun wollen, hilft vielleicht das Konzept des psychologischen Kapitals. Im Organisationskontext wird die Lehre bereits seit 2004 vermittelt. Basierend auf Wertschätzung und positiven Emotionen ist unser psychologisches Kapital ein Basiskonstrukt für Gesundheit und Zufriedenheit. Der Begriff setzt sich aus vier Bausteinen zusammen:

1. Selbstwirksamkeit (wir sind der Überzeugung, dass unser Handeln etwas bewirkt)
2. Hoffnung (wir sind der Überzeugung, dass wir unsere Ziele längerfristig erreichen werden)
3. Optimismus (wir sehen trotz etwaiger Rückschläge immer wieder das halbvolle Glas)
4. Resilienz (wir erholen uns von Tiefschlägen und können daraus Gelerntes nutzen)

In Zeiten einer Pandemie, die erhöhte Arbeitsanforderungen an uns alle stellt, kann das psychologische Kapital hilfreich sein. Eine im August publizierte Studie hat das psychologische Kapital zu Beginn der Home-Office-Pflicht untersucht und zeigte, dass Arbeitende mit höherem psychologischem Kapital weniger zu schädlichen Verhaltensmustern neigten. Das heisst, sie konnten sich zu Bewegung, gesunder Ernährung, wohltuender Beziehungspflege usw. motivieren, anstatt sich dem Frust des zusätzlichen Stresses durch Alkohol, Überessen oder negative Gedanken hinzugeben. Fazit: Es lohnt sich, in sein eigenes inneres Kapital zu investieren, um in stürmischen Zeiten seine Segel besser setzen zu können.

Zugegeben, dies ist nicht immer leicht und Veränderungen brauchen Zeit und Einsatz. Was bringt Ihnen längerfristig innere Zufriedenheit und was bereitet Ihnen Freude? Überlegen Sie, bei welchem der vier Bausteine Sie am meisten Verbesserungspotenzial haben und was Sie dafür tun könnten. Setzen Sie sich ein kleines Ziel und verfolgen Sie es kontinuierlich. Anerkennen Sie, was bereits gut läuft, und feiern Sie Etappenziele. Denken Sie dabei daran: Rückschritte gehören zum Vorwärtskommen dazu. Wir wünschen Ihnen Freude am Aufbau Ihres inneren Vermögens!